Ostern ins Bild gesetzt

Kaum ein Fest im Jahreskreis ist von so vielfältigen Symbolen geprägt wie Ostern: Dramatische Kreuzigungs-Szenen auf der einen Seite, lebendige Frühlings-Motive auf der anderen. Ursache dieser gegensätzlich wirkenden Bildsprache ist das Aufeinandertreffen verschiedener Einflüsse. Im Osterfest vereinen sich die unterschiedlichsten Kulturen und Bräuche – und verleihen ihm so viele unterschiedliche Ausdrucksmittel wie keinem zweiten saisonalen Ereignis.

Ostern als Lichtfest

Der Ursprung dessen, was wir heute als Ostern feiern, ist weltweit gleich: In nahezu allen Sprachen der Erde steht das Wort für „Auferstehung“ – und zwar unabhängig davon, ob Ostern als weltliches oder als kirchliches Fest begangen wird. Schon im antiken Griechenland verkörperte die Göttin Eos den anbrechenden Tag. Ihr Name spiegelt sich im englischen Wort East wider – jener Himmelsrichtung, in der die Sonne aufgeht. Dass Ostern nach diesem täglichen Naturschauspiel benannt ist, belegt sogar die Bibel. Ihr zu Folge verließ Jesus sein Grab in den frühesten Morgenstunden – womit Tagesanbruch und Auferstehung zusammentreffen.

Dieser Betrachtungsweise von Ostern entspricht das häufig bemühte Bild der Sonne. Christlich geprägte Werke zeigen ihren Strahlenkranz als untrügliches Zeichen für den Weg ins Licht. Weltliche Darstellungen nehmen das wörtlich, denn hier erscheint die Sonne als Symbol für länger werdende Tage und steigende Temperaturen. Das lockt für gewöhnlich nach Draußen, wo im Gras weitere unverkennbare Oster-Motive warten: bunt gefärbte Eier.

Ostern als Eierfest

Auch sie haben ihren Ursprung im christlichen Glauben. Auf Heiligen-Darstellungen verkörpern blutrote Hühner-Produkte Jesus‘ Tod – aus dem er ebenso neu hervorgeht wie ein Küken aus der Schale. In der später etablierten Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Gründonnerstag war der Verzehr von Eiern verboten. Um die täglichen Gelege bis Ostern zu erhalten, wurden sie durch Kochen haltbar gemacht. Zugesetzte Pflanzenteile oder -auszüge gaben ihnen unterschiedliche Tönungen, um die ersten Eier von später folgenden Exemplaren unterscheiden zu können.

In verschiedenen Gegenden Europas wurde diese Handhabe zur Kunst verfeinert. Während die gefärbten Schalen im slawischen Raum mit feinen Ritz-Mustern versehen wurden, brachten Sorben zu Ostern Wachsornamente auf. Aus diesen Techniken entwickelten sich weitere Bräuche wie das Ausblasen und das vollständige Bemalen oder Umhäkeln der Eier. Zusammen mit Süßigkeiten ergeben sie kleine Geschenke, die Kinder zu Ostern im Garten suchen müssen.

Ostern im regionalen Brauchtum modern interpretiert

Doch auch abseits bunter Eier haben sich Rituale gefestigt, die eng mit Ostern verbunden sind. So ist es in einigen Regionen üblich, junge Frauen mit kaltem Wasser zu bespritzen, um ihre Schönheit zu erhalten. Die Gepflogenheit soll auf einem Bibelvers fußen, der selbstverständlich stark variiert wurde und vor allem auf den gemeinsamen Spaß abzielt.

Auch das traditionelle Osterreiten gleicht kaum noch der zu Grunde liegenden Idee. Statt die Kunde von der Auferstehung des Herrn schnellstmöglich ins nächste Dorf zu tragen, sammeln sich an Ostern mehrere Hundert Reiter zu farbenprächtigen Zügen durch die umliegenden Gemeinden.

Aus nördlich gelegenen Ländern wurde das Ritual übernommen, zu Ostern große Feuer zu entfachen. Hierbei wird die Vermischung von Kulturen besonders deutlich, denn dieses Ereignis ist stets von ausgelassener Stimmung und Tänzen begleitet. Mit der Ehrfurcht gebietenden Auferstehung zu Ostern hat dieser verhältnismäßig junge Brauch nur noch das Licht gemeinsam – und natürlich die Freude auf Kommendes.

verwendetes Bildmaterial

Osterhasen mit ostereiern an ostern von @noxos