Vorwort

Die Zähmung oder besser gesagt der Zähmungsversuch beim Wellensittich ist nicht immer leicht. Deshalb ist es ratsam erst einen Wellensittich zu erwerben und erst später einen zweiten. Bei älteren Vögeln kann es vorkommen, dass Sie nie zahm werden. Manche werden jedoch zutraulich und verlieren Ihre Scheu.

Oberstes Gebot: Geduld!

10 Tipps und Tricks für die erfolgreiche Zähmung von Wellensittichen

Zum Zähmen gehören immer Zwei – Ihr Wellensittich und Sie. Alle müssen bereit sein, sich auf das Bevorstehende zu konzentrieren, zu beobachten und aufeinander eingehen zu können. Allerdings können Sie das nicht vom Wellensittich verlangen. Also geht alles nur von ihnen aus. Der Wellensittich kann die Zähmung nur aufgrund seines Charakters beeinflussen. Ist er eher mutig und neugierig, gelingt es Ihnen sicher schneller, ist er scheu und ein kleiner „Angsthase“ wird es schon problematischer. Beweisen Sie Geduld und Ausdauer.

1. Standort des Käfigs

Der Wellensittich fühlt sich am wohlsten, wenn er von oben herab schauen kann. Damit ist aber nicht die Arroganz Ihres Vogels gemeint. Ihnen gefällt es sicher auch nicht, vom „Riesen“ herab angestarrt zu werden. Stellen Sie den Käfig in Augenhöhe und näheren Sie sich ihm mit Ankündigung eines Pfeiftons. Somit erschreckt er sich nicht, wenn Sie plötzlich vor dem Käfig stehen und er Sie mal nicht bemerkt hat.

2. Lieblingsfutter

Sie sollten heraus finden, was Ihr Wellensittich am liebsten zu sich nimmt. Oftmals ist es die sogenannte Kolbenhirse, manchmal aber auch Zwieback, Apfelstücke oder andere Knabberstangen. Verabreichen Sie das Lieblingsfutter nur in kleinen Portionen. Etwa zwei Stunden vor der Zähmung sollten Sie komplett darauf verzichten.

3. Zähmungsbeginn

Sinnvoll ist es mit der Zähmung zu beginnen, sobald der Wellensittich sich nicht mehr vor ihnen ängstigt. Anzeichen dafür sind:

  • eng anliegendes Gefieder
  • starres Sitzen auf der Stange
  • wildes herum flattern

In diesem Fall reden Sie mit ihm aus sicherer Entfernung. Müssen Sie am Käfig hantieren, erklären Sie ihm schrittweise was Sie dort machen wie z.B.:

  • „Ich möchte jetzt das Futter wechseln“ oder
  • „Jetzt werde ich dir frisches Wasser einfüllen.“

Das klingt vielleicht albern, bewirkt jedoch sehr viel. Der Wellensittich gewöhnt sich an Ihre Stimme. Sprechen Sie daher in einer ruhigen und entspannten Tonlage. Mit der Zeit verliert er seine Angst.

4. Zähmungszeit

In den Abendstunden ist die beste Zeit mit der Zähmung zu beginnen. Der Vogel ist dann etwas müde und ruhiger.

5. Erster Fütterungsversuch

Halten Sie erst sein Lieblingsfutter vor den Gitterstäben des Käfigs, warten Sie ab bis er sich von selbst nähert und frisst. Sie können schon bald beobachten, wie er mit seinem „inneren Schweinehund“ kämpft. Ich konnte schon beobachten, dass Wellensittiche Ihren Schnabel reiben, so wie ein Mensch seinen Bauch reibt, wenn er Hunger und Appetit verspürt.

Sie können dies unterstützen, wenn Sie etwa drei Stunden vorher das Futter entfernen.

WICHTIG: Die drei Stunden sollten nicht überschritten werden. Längerer Futterentzug kann zu irreparabeln Organschäden führen. Deswegen sollten Sie lieber den Futterentzug auf zwei Stunden begrenzen. Es sei denn, die Fütterungsversuche bleiben nach vielen Versuchen erfolglos.

6. Fütterungsversuch im Käfig

Genießen Sie bereits den ersten Erfolg mit der Fütterung an den Gitterstäben und Ihr Wellensittich kommt immer schneller zum Käfigrand oder wartet sogar schon am Rand auf sein Futter, können Sie den nächsten Schritt probieren. Öffnen Sie die Käfigtür und versuchen Sie die Hand mit dem Futter hinein zu halten. Bewegen Sie sich aber nicht auf den Vogel zu, sondern warten Sie seine Reaktion ab.

WICHTIG: Achten Sie darauf, dass er nicht aus dem Käfig fliegt.

7. Fütterung aus der Hand

Ist Ihr Wellensittich an die oben beschriebenen Fütterungsversuche gewöhnt, legen Sie das Futter auf die Handfläche. Am Anfang weiter vorne, später weiter hinten. Anfangs sollte er wenigstens die Hand mit dem Körper berühren können, später dann darauf steigen, um das Futter zu bekommen.

8. Geschlossene Hand

Jetzt können Sie das Lieblingsfutter in der geschlossenen Hand halten, so dass der Vogel die Körner heraus picken muss und auf Ihrem ausgestreckten Zeigefinger sitzt. Es kann auch sein, dass er jetzt ohne Futter auf Ihre Hand kommt. Geben Sie ihm aber dann anschließend eine kleine Belohnung.

9. Spielen

Spielen Sie „Treppe“ mit ihm. Er soll nun von Finger zu Finger klettern. Erst wenn er sich vollkommen an Ihre Hand gewöhnt hat, sollte er seinen ersten Ausflug außerhalb des Käfigs erleben. Ratsam ist es, ihn beim ersten Mal durch den Raum zu führen und ihn wieder zurück in den Käfig zu setzen. Fliegt er unerwartet vom Finger, bleiben Sie ruhig und drängen ihn nicht auf den Finger zu klettern. Alternativ kann auch eine Sitzstange helfen. Machen Sie nicht den Fehler, ihn zu jagen. Mühsam aufgebautes Vertrauen kann in Sekunden zerstört werden. Wird er hungrig, fliegt er von alleine in den Käfig zurück. Sein Lieblingsfutter im Käfig kann helfen.

10. Zähmung eines zweiten Wellensittichs

Zwei Wellensittiche zu zähmen ist äußerst schwierig. Wenn Sie ein Pärchen halten möchten, erwerben Sie zunächst einen Vogel, zähmen Sie diesen und holen Sie erst dann den zweiten Vogel dazu. Der neue wird sich viel von seinem Artgenossen abschauen. Er merkt, dass er keine Angst vor ihnen haben muss. Ihnen sollte aber bewusst sein, dass mehrere Vögel nicht so zutraulich werden wie Einzelvögel. Wenn Sie aber mal keine Zeit haben, brauchen Sie kein so großes schlechtes Gewissen zu haben, da Sie die Vögel nun eher artgerecht Halten (Pärchenhaltung).

Fazit

Mit viel Geduld, Ausdauer und Liebe können Sie Ihr Ziel mit Sicherheit erreichen. Denken Sie daran: Mit Gewalt wird gar nichts erreicht. Es ist wichtig die Freundschaft auf Vertrauen aufzubauen.